Handeln und Struktur

 


Handeln und Struktur
in der soziologischen Situationsanalyse

Das Verhältnis von individuellem Handeln einerseits und den Rahmenbedingungen, den Kontexten und gesellschaftlichen Strukturen andererseits. ist ein theoretisches und in der Anwendungsorientierung methodisches Kernproblem der jüngeren deutschen Stadt- und Regionalsoziologie. aber auch der anwendungsorientierten Soziologie im Allgemeinen. Die Diskussionsansätze zur Präzisierung oder Beantwortung verfehlten bislang aber stets den kritischen Punkt - wie nämlich Strukturen aus Handlungen zu erklären seien respektive wie jene auf diese einwirken. Dabei stehen mit den Ansätzen des amerikanischen Pragmatismus und der Humanökologie der frühen Chicagoer Schule der Soziologie, wenn auch weitgehend in Vergessenheit geratene Konzepte zur Verfügung, die eben diese Verbindung bereits intendierten und in empirischen Untersuchungen auch umzusetzen suchten. Die daraus weiterentwickelten theoretischen und methodischen Ansätze einer soziologischen Situationsanalyse sind geeignet, sowohl die Anforderungen für eine theoretische Verbindung von Handeln und Struktur einzulösen, als auch die bislang diskutierten Mehrebenenkonzepte anwendungsorientiert weiterzuentwickeln. wegen der erwiesenen vermittelnden Funktion der sozialen Konfiguration der Situation werden diese Konzepte um eine Mesa-Ebene ergänzt, die es erlaubt, die verschiedenen Ebenen in ihrem Zusammenhang und hinsichtlich der hierzu notwendigen empirischen Informationen zu beschreiben.

Wolfgang H. Serbser 1997, VWF Berlin, p. 206.